Die Krise des Büromarktes ist keine Bürokrise – Insight-Artikel von Michael Schöneich
Remote als Ergänzung
Feste Arbeitsplätze bleiben die Norm
Welche Art von Büro wird denn benötigt? Die Hauptanforderungen in allen Studien dazu lauten: Ruhe, Individualität, Zusammenarbeit und Begegnung. Diese Kriterien zeigen auf, dass eine Büroflächenreduzierung seitens der Mitarbeiter nicht gewünscht wird. Im Gegenteil: Einzelbüros statt Großraumflächen sowie zusätzliche Projekträume und Begegnungszonen verweisen vielmehr auf eine konstante, wenn nicht gar wachsende Flächennachfrage. Wohlgemerkt: Die Kriterien stammen aus der Belegschaft selbst und stehen rationalen Berechnungen von Kosteneffizienz entgegen.
Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) in seinem Report „Büroarbeit im Wandel“ von Dezember 2023 ermittelte, ist die Arbeitszufriedenheit unter den Präsenzmitarbeitern und den hybrid Tätigen vergleichbar hoch. Zusätzlich zeigt die Umfrage: 80 Prozent der im Büro beschäftigten Mitarbeiter verfügen immer noch über einen festen Arbeitsplatz. Desk-Sharing und andere Erscheinungen, die eine Büroflächenreduktion ermöglichen sollten, setzen sich entweder nur langsam durch oder haben sich bereits als kontraproduktiv erwiesen.
Ein anderer, bislang vernachlässigter Aspekt ist der Zusammenhang zwischen Flächenqualität und Innovationsstärke der Unternehmen. Innovation wird allzu häufig auf Budgetfragen und Mitarbeiterschulungen reduziert. Doch die Kriterien sind weitreichender und sollten zu einer engen Verzahnung zwischen Immobilien- und Innovationsstrategie führen. Laut dem neuesten Wide Angle-Bericht von ÌÇÐÄÔ´´vlog "Space to Innovate", könnte eine solche Verquickung gesamtwirtschaftlich zu zweistelligen BIP-Wachstumsraten führen. Unternehmen, die in innovative Büroflächen investieren, können nicht nur ihre Produktivität steigern, sondern auch langfristig von einem wettbewerbsfähigen Vorteil profitieren.
Fazit: Das Produkt Büro deckt Bedürfnisse ab
Zweierlei begünstigt eine positive Entwicklung des Büromarktes: Moderne Büros sind Anziehungspunkte für die Beschäftigten. Sie werden so gestaltet und eingerichtet, dass die Mitarbeiter auch eine Pendelstrecke in Kauf nehmen, um auf dem neusten Stand zu bleiben. Allen voran erfüllen sie Mitarbeiterbedürfnisse – ein Faktor, der bei früheren Büroplanungen in der Regel zu kurz gekommen war. Darüber hinaus spielt die Krise des Wohnungsbaus dem Büro in den Karten: Home-Office setzt eben entsprechende Flächen in den eigenen vier Wänden voraus. Die in den vergangenen Jahren stetig gewachsene beanspruchte Wohnfläche müsste folglich weiter ansteigen. Doch kurz- und mittelfristig stehen sowohl die Marktlage mit zahlreichen Insolvenzen unter Wohnungsbauern als auch die politische Vorgabe keiner weiteren Flächenversiegelung einem Anstieg der Wohnfläche entgegen. Das Home-Office bleibt folglich im Vergleich die unbequeme und ineffiziente Alternative zum voll ausgestatteten Büroarbeitsplatz.
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